Ich schreibe auf diesem Blog ja eigentlich eher Reiseartikel. Doch ohne meinen Job als freie Texterin wäre ein Großteil dieser Reisen und Ausflüge gar nicht möglich. Deshalb möchte ich hier nun ab und an Themen aufgreifen, die (angehende) TexterInnen beschäftigen. Eines davon lautet: “Muss ich als Texterin kostenlose Probetexte erstellen, wenn ein potenzieller Neukunde mich darum bittet?” In diesem Artikel erkläre ich euch, warum es darauf nur eine einzige Antwort gibt: Nein!

Warum verlangen viele Auftraggeber kostenlose Probetexte?
Wenn Unternehmen, Blogger oder Werbeagenturen das Texten outsourcen, kann ihnen das viele Vorteile bringen. So haben sie zum Beispiel wieder mehr Zeit für ihr Kerngeschäft. Außerdem können sie durch das Outsourcing hochwertige Texte veröffentlichen, die von Nutzern auch wirklich gefunden werden. Dazu ist natürlich die Zuarbeit durch einen SEO-Experten erforderlich. Und genau das ist der Kern der Sache!
Niemand möchte die Katze im Sack kaufen. Auch wenn das Outsourcen von Textarbeiten Vorteile bringt, ist es eine finanzielle Investition, die sich lohnen muss. Es ist also nachvollziehbar, dass Auftraggeber die Qualität der Texte sicherstellen möchte. Vielen Auftraggebern reicht es aus, wenn man bei der Angebotsabgabe Referenztexte anhängt oder verlinkt.
Was aber, wenn man erst als Texter durchstarten möchte und noch keine Referenzen vorweisen kann? Und was, wenn Auftraggebern Referenzen nicht ausreichen und sie deshalb kostenlose Probetexte verlangen?
Deshalb lehne ich kostenlose Probetexte ab
Wenn ich mein Badezimmer neu fliesen lassen möchte und Angebote von entsprechenden Firmen einhole, will ich natürlich wissen, ob diese gute Arbeit leisten. Was würde aber wohl passieren, wenn ich den angefragten Unternehmen folgenden Vorschlag unterbreiten würde?
Um beurteilen zu können, ob Sie mein Bad nach meinen Vorstellungen fliesen können, bitte ich Sie um Probeprojekt: Würden Sie mir kostenlos das Gästebad fliesen? Dann sehen wir weiter.
Ich gehe davon aus, die Mitarbeiter der jeweiligen Firmen würden noch Jahre später auf Weihnachtsfeiern über meinen Vorschlag lachen… Okay, ich bin Texterin, keine Fliesenlegerin. Trotzdem bin ich – wie die Fliesenleger – Dienstleisterin! Als Dienstleisterin möchte ich potenzielle Kunden selbstverständlich von meiner Expertise überzeugen – aber nicht um jeden Preis.
Für selbstständige Texter ist Zeit Geld. Zeit, in der ich kostenlose Probetexte anfertige, ist verlorene Zeit. In dieser Zeit verdiene ich nämlich nichts. Doch gerade, wenn es darum geht, neue Auftraggeber für sich zu gewinnen, investiert man in der Regel extra viel Zeit in einen Artikel – er soll ja um jeden Preis überzeugen. Schreibt man zum ersten Mal für neue Kunden, ist das Texten sowieso aufwendiger. Schließlich muss man sich erst an das Wording und an die Zielgruppe herantasten.
Und es gibt noch einen Grund, der gegen das Anfertigen von gratis Probetexten spricht: Sichert man sich und seinen Text nicht gut ab, kann ihn der Auftraggeber veröffentlichen. Er erntet die Lorbeeren dafür, ohne dass der Ghostwriter dahinter auch nur einen Cent sieht.
Lohnen sich kostenlose Probetexte?
Man könnte jetzt behaupten, dass kostenlose Probetexte eine Chance seien. Im besten Fall erhält man den Auftrag. Ist dieser gut bezahlt, amortisiert sich wahrscheinlich auch die Zeit, die man auf den Probeartikel verwendet hat. Was aber, wenn man den Auftrag nicht bekommt? Und was, wenn man nicht für einen potenziellen Auftraggeber Probetexte geschrieben hat, sondern für mehrere? Da kann sich der Aufwand ordentlich summieren.
Sollte man als Texter Probetexte immer ablehnen?
Auch wenn ich jedem Texter empfehle, von kostenlosen Probetexten Abstand zu nehmen, gibt es ein paar Ausnahmen, oder eher Einschränkungen. Diese zähle ich euch jetzt auf:
Noch keine Referenzen
Wenn ihr erst in das Texting-Business einsteigt, habt ihr wahrscheinlich noch keine Referenzen. Dennoch müsst ihr potenzielle Kunden von euch und euren Texten überzeugen… Ist das der Fall, kann es unter Umständen sinnvoll sein, sich auf kostenlose Probetexte einzulassen. Kostenlos sollte in dem Fall aber nicht gleichbeutend mit „ohne Gegenleistung“ sein.
Was bedeutet das? Ihr könnt zum Beispiel einem Blogger auf der Suche nach Textern anbieten, einen Gastartikel anzufertigen, bei dem ihr als Autor genannt werden. Vielleicht ist sogar eine Verlinkung auf eure Website oder auf euer Social Media Profil möglich! So habt ihr wirklich etwas von dem Text! Einerseits könnten auf diese Weise weitere Auftraggeber auf euch aufmerksam werden. Andererseits habt ihr nun einen Blogartikel, den ihr als Referenz verwenden könnt! Euch interessiert es, wie man online Geld verdienen kann. In diesem Artikel findet ihr Tipps und Ideen.
Reduzierter Wortpreis
Zugegeben: Bei manchen „Texter gesucht“-Anzeigen hadere ich wirklich mit mir selbst. Ist der Auftrag spannend oder steht eine langfristige Zusammenarbeit im Raum, überlege ich manchmal schon, ob ich nicht in den sauren Apfel beißen soll. Das mache ich aber nicht.
Stattdessen schreibe ich eine nette Nachricht, in der ich mich, mein Angebot und meinen Wortpreis vorstelle. Am Ende der Nachricht erwähne ich, dass ich sehr gerne einen Probetext erstelle – allerdings nicht gratis, sondern zu einem vergünstigten Wortpreis.
Dieser reduzierte Preis sollte niemals unterhalb eurer persönlichen Schmerzgrenze und auch nicht zu weit unter eurem regulären Wortpreis liegen. Ich biete meist einen Discount von rund 30% an. Natürlich erkläre ich auch, weshalb ich nicht komplett kostenlos arbeiten kann. In der Vergangenheit sind zahlreiche Auftraggeber auf meinen Vorschlag eingegangen. Ich habe die Aufträge also bekommen, obwohl ich keine kostenlosen Probetexte angefertigt habe.
Je mehr Referenzen ihr bereits vorweisen könnt, desto geringer sollte der angebotene Discount sein. Schließlich sollte es ja Sinn und Zweck der kostenlosen Probetexte sein, dass Auftraggeber eure Fähigkeiten kennenlernen. Ist das via Referenzen möglich, gibt es nichts, was einen gratis Probetext rechtfertigt.
Ich verlinke neuen Auftraggebern meist um die sechs Texte, die einen guten Querschnitt durch verschiedene Textarten, Zielgruppen und Auftraggebern darstellen – dieser Gastartikel auf einem großen Gesundheitsblog ist einer davon. Warum? Weil er sich thematisch von den Artikeln auf meinem Blog unterscheidet und eine andere Seite zeigt. Außerdem rankt der Artikel ganz weit oben auf den Suchergebnisseiten und belegt dadurch meine SEO-Kenntnisse.
Neue Textart oder komplexes Thema
Auch als Texter ist man nicht auf jedem Gebiet Profi. Habt ihr zum Beispiel keine Erfahrung mit dem Schreiben von Presseartikeln, helfen euch auch eure Referenzen nicht weiter. In solch einem Fall kann ein kurzer Probetext sinnvoll sein. So sehen Auftraggeber, ob ihr der Aufgabe wirklich gewachsen seid. Auch ihr selbst könnt nach einem konstruktiven Feedback besser einschätzen, ob ihr mir der neuen Textart warm werdet. Generell solltet ihr aber immer als Profi auftreten. Bewerbt euch also nicht für Aufträge, die ihr nicht sicher bewältigen könnt!
Ebenso kann es passieren, dass ein lukrativer Auftrag winkt, ihr mit dem Thema aber nicht vertraut seid. Grundsätzlich ist es immer gut, wenn eigene Erfahrungen oder Wissen mit einfließen kann. Das erleichtert euch die Recherche. Gute Texter sollten aber auch unbekannte Themen abdecken können. Das geht aber nur bis zu einem gewissen Maß: Es gibt Fachgebiete, zum Beispiel juristische oder medizinische Themen, in denen Halbwissen gefährlich werden kann.
Habt ihr dann keine zuverlässigen Quellen, auf die ihr zugreifen könnt, lauft ihr Gefahr, Texte anzufertigen, die inhaltlich nicht korrekt sind. Möchtet ihr in solch einem Bereich schreiben, solltet ihr Auftraggebern auch beweisen können, dass ihr Ahnung von der Materie habt. Auch hier gilt: Könnt ihr euer Fachwissen durch euren Lebenslauf untermauern oder habt ihr einschlägige Referenzen, solltet ihr nicht kostenlos schreiben.
Nein zu kostenlosen Textproben!
Gerade in der Anfangszeit verkauft man sich gerne noch unter Wert und versucht, es jedem recht zu machen. Dazu zählen auch potenzielle Auftraggeber, mit denen man wahrscheinlich nie zusammenarbeiten wird. Doch es ist wichtig, für sich einzustehen. Nur, wer wie ein Profi auftritt, wird auch als solcher wahrgenommen.
Doch vertut man sich so nicht die Chance auf Aufträge? Nein! In der Zeit, in der man Probetexte schreiben würde, kann man gewinnbringendere Sachen erledigen. Man kann nach weiteren Ausschreibungen suchen. Oder aber man überarbeitet die eigene Website, tüftelt an Social Media herum und bildet sich weiter.
Mein Tipp: Erstellt euch einen eigenen Blog. Schreibt dort über die Themen, die euch liegen. Denn auch so könnt ihr Referenzen sammeln! Sendet Auftraggebern, die Referenzen fordern, in Zukunft einfach den Link zum eigenen Blog! So nutzt ihr eure Zeit nachhaltiger und gewinnbringender als durch das Schreiben kostenloser Probetexte!